Im nachhinein wird mir klar, warum ich in die Berge gehe: nicht, um sie zu bezwingen, sondern um in ihre unfassbare Weite einzutauchen – so viel größer als wir selbst; um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Demut und Geduld einerseits und dem Drang, mir viel abzuverlangen, zu finden; um teilzuhaben an dem, was die Berge zu bieten haben, es auf lange Sicht mit guten Freunden und später auch mit meinen Söhnen zu genießen.
Alex Lowe
Sedmak - 10. Jan, 22:18
"Leben heißt für mich mehr Träume zu haben als die Realität zerstören kann."
Dr. Bernhard Schmid, Bergrettungsarzt
Sedmak - 7. Jan, 10:24
Der erste Schnee fiel Ende Oktober, der zweite eine gute Woche später.
In einer bedeckten Nacht ging ich aus dem alten kaiserlichen Küchengebäude hinaus in die Dunkelheit. HInter mir erhob sich Jainzen 834m in strahlendem Weiß, formvollendet, sich selbst
genügend und voller Kraft.
Sedmak - 19. Nov, 10:22
An den Eingangstüren der umliegenden Häuser standen ältere Damen, die mit entsprechendem Sicherheitsabstand dankbar die Unterbrechung der Pensionslangweile genossen, die ihnen die Österreichische Bundespolizei bot, die mit zwei Einsatzfahrzeugen angerückt war und als lockeres Grüppchen auf dem Gehsteig einen mit Handschellen gefesselten Mann umstand, der von einem der Polizisten mit mininmalem Kraftaufwand am Boden gehalten wurde. Ein kurzer Schrei des Arretierten war zu hören, sonst nur die leise Unterhaltung der Polizisten, die entspannt und unaufgeregt waren, als machten sie eine Rauchpause.
Sedmak - 6. Nov, 16:05
„Der Bergtod findet nicht nur an Orten statt, die für das Sterben vorgesehen sind, daher schafft der Tod am Berg eine Reihe von Problemen. Der Ort hat sich durch das Todesgeschehen in einen anderen verwandelt. Auf ihn legt sich zunächst das Schweigen, um nachträglich nur mehr besprochen zu werden. Dieser Ort wird zu einem besonderen, ausgegrenzt vom restlichen Raum. Das Besondere liegt im stummen Verbot, diesen Ort jemals wieder unbelastet zu betreten. In ihn hat sich eine eigene Ordnung eingepflanzt. Sie erweist sich als ein Vorgehen gegen das Chaos, welches durch den Eintritt des Todes urplötzlich die alte Ordnung gebrochen hat. Der Bergfriede ist dahin. Man bringt eine Gedenktafel an, um den todesverseuchten Ort zu markieren, an dem das Unfaßbare geschah, damit der Rest des Raumes vom Unheimlichen verschont bleibe. (…)
In der Natur, respektive am Berg, ist die Trennung von Leben und Tod nicht zu gewährleisten. Vielmehr gibt es immer wieder eine Koexistenz zwischen Lebenden und Toten, Verunfallte können nicht immer geborgen und/oder ordnungsgemäß bestattet werden. Abgesehen von den Vermißten, die dem Durchschreiten der Berge etwas Bedrückendes verleihen, gelten die Gletscherspalten selbst als unruhige Grabstätten. Um so entschlossener nimmt man, wenn dazu Möglichkeiten bestehen, Grenzziehungen vor. In der Gedenktafel wird der Tod auf wenige Quadratzentimeter konzentriert und an Stellen angebracht, die begehbar sind. Denn die Grenze zwischen Leben und Tod muß sichtbar und durchlässig bleiben. Wenn sie nicht verortet und überschreitbar gehalten wird, überzieht die Angst vor dem Tod die ganze Wand. Damit geht alpiner Spiel-Raum verloren, was bei der Begrenztheit des Bergraumes tunlichst vermieden wird. Man montiert Zeichen an den Wänden, gedenkt der Toten im Vorbeigehen. Das Vorbeigehen schreckt ab und befreit zugleich, nun hat man den Todesbezirk hinter sich. Das, was kommt, ist vom Tode unbefleckt. In der reinen bzw. bereinigten Wand kann sich das unbändige Leben wieder zur Entfaltung bringen.“
Helga Peskoller, BergDenken
Sedmak - 22. Okt, 12:45
Mein Tätowiererfreund Mäx Hirnböck und ich sprachen darüber, wie seltsam es sei, ältere Fotos von sich selbst und darauf damals noch nicht tätowierte Körperteile zu sehen, und Mäx sagte, furchtbar, da frage ich mich immer, wie habe ich nur jemals so aussehen können.
http://www.tattoostothemax.at
Sedmak - 3. Okt, 17:01
"Mehr denn je wage ich es, so zu leben, wie ich leben muß; zu tun, was mir Spaß macht. Wenn ich dabei nur die Kreise keines anderen störe. Eine andere Moral erkenne ich nicht an. Und ich werde krank und ganz wil, wenn jemand versucht, meine Kreise zu stören. Von der Zeit an, da ich wieder mehr und mehr ich selber werde, höre ich auf, in Paaren zu denken.
So wie ich nicht mehr in gut und böse, richtig und falsch einteile, lebe ich jetzt auch einfach geradeaus, ohne alles verstehen und beurteilen zu wollen. So wie ich fühle, daß ich nur die eine Seite eines echten Paares bin, fühle ich, dass es neben meinem greifbaren Ich eine andere Seite von mir selbst gibt."
Reinhold Messner, Alleingang Nanga Parbat
Sedmak - 29. Aug, 09:43
Ein Jäger der Yup'ik auf der Sankt-Lorenz-Insel erzählte mir einmal, daß das, was die traditionellen Eskimos am meisten an uns fürchteten, unsere Macht sei, das Land zu verändern, das Ausmaß dieser Macht und die Tatsache, daß wir einige dieser Veränderungen leicht von einer fernen Stadt aus elektronisch bewerkstelligen könnten. Eskimos, die sich selbst manchmal als noch nicht ganz von der Tierwelt getrennt betrachten, sehen uns als eine Art von Menschen, bei denen diese Trennung allzu vollständig geworden ist. Sie nennen uns mit einer Mischung von Ungläubigkeit und Besorgnis die "Leute, die die Natur verändern".
Barry Lopez, Arktische Träume
Sedmak - 25. Aug, 11:07