Wir waren unterwegs, tagelang schon im tiefen deutschen Osten. Diese Nacht nach dem Spielen landeten wir auf einer ordentlich angerichteten Reihe Feldbetten und unsere Gastgeber hatten einen jungen und sehr verspielten Pitbull, Ich wurde finster, als unser Schweizer Freund Seni, der nach den Shows unsere CDs, Platten und T-Shirts verkaufte, beunruhigt hochschnellte, in waschechtem Schwyzerdütsch in besorgtem Tonfall eine mehrere Posten umfassende Addition durchführte, die er mit einem erleichterten "Passt" abschloss und sich wieder hinlegte.

Ich bin der Ansicht, dass der Reifungsprozess auf keinem Gebiet und keiner Ebene menschlicher Tätigkeit je zum Stillstand kommen dürfe, wenn Leben ein gesunder Prozess sein soll.
Die Reife selbst ist ein Prozess, kein endgültiger Zustand. Sie ist ein Prozess, durch den vergangene eigene Erfahrungen in ihre Bestandteile zerlegt und diese zu neuen Mustern zusammengesetzt werden, die den gegenwärtigen Umständen in der Umgebung und dem gegenwärtigen Körperzustand angemessen sind.

Moshé Feldenkrais, Das starke Selbst

Die meisten Menschen verhalten sich so, als hätten sie ihre Zukunft völlig und unwiderruflich verwirkt durch das, was sie in der Vergangenheit getan. So tief sitzt diese Überzeugung, dass sie, während sie sind, weiterleben in dem, was war, und dadurch sich selbst ihre Erwartungen bestätigen, dass das Vergangene bindend und bestimmend sei. Darum können sie sich nur wiederholen, eins übers andere Mal.

Moshé Feldenkrais, Das starke Selbst

In jenem Jahr in Wien in der schmuddeligen U1-Station, deren Namen ich vergessen habe, es ist die letzte vor der Endstation Reumannplatz, war ich wie gebannt vom Schreien einer alten offensichlich obdachlosen Frau, die mit ihren Taschen vor der Toilettentür in einem der Zugangstunnels stand und mit verzweifelter Dringlichkeit nicht lautstark, sondern schreiend um eine kleine monetäre Zuwendung für das Münzschloss der Damentoilette flehte:
Ich brauch an Schülling.
Gebt's ma an Schülling, hobt's a Einsegn, Leit.
Ich brauch an Schülling, i muass doch scheissn.
Das ging so lange, bis sich jemand erbarmte, und ich war im Angehör dieser archaischen Performance immer noch wie vom Donner gerührt.

betitelten eine ihrer irgendwann in den frühen 1990ern enstandene Platte mit dem
unsterblichen
Trying To Remember How To Forget.

Eine nicht notwendigerweise traurige Beschäftigung und wohl auch ein schöner Koan.

"Wohin gehst du?", fragte Titsang.
"Auf eine Pilgerreise", antwortete Fayen.
"Was ist der Grund deiner Pilgerreise?", wollte Titsang wissen.
"Ich kenne ihn nicht", antwortete Fayen.
"Ihn nicht zu kennen, kommt ihm am nächsten", sprach Titsang.

Dialog aus dem Zen-Buddhismus

Einfach gesagt:

"Neuland betreten
bedingt
neues Verhalten."

Mit leeren Händen bin ich in die Welt gekommen, mit leeren Händen werde ich wieder aus der Welt gehen.

Janosch sagt es so:

Ade du Welt,
der Kasper muss nun sterben.
Hatte kein Gut und auch kein Geld
und keiner wird was erben.