Lucius Burckhardt und die Vergänglichkeit von Kulturlandschaft
"Kulturlandschaft ist die Landschaft, in die man zu spät kommt, deren Reiz darin besteht, dass man gerade noch lesen kann, wie es einmal war. Und wie es einmal war, das ist für uns so, wie es 'eigentlich' sein müsste. (…) Nichts schmeichelt uns mehr als das, was ich die Ästhetik des Leoparden (Anspielung auf den Roman "Der Leopard" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa; Anm.) nenne. (…)
Die Ästhetik des Leoparden sagt: Ich bin der letzte, der das alles noch erlebt hat, der erlebt hat, wie die Welt eigentlich sein müsste. Jeder von uns fühlt sich als Leopard, jeder liebt es zu sagen: Meine Mutter hat eben noch alle Gemüse, die wir aßen, selber gepflanzt und gezogen und jetzt laufen alle zum Supermarkt und kommen mit einem Pfund Tomaten und zwei Pfund Kartoffeln nach Hause. (…)
Die Kulturlandschaft also spiegelt uns eine sich zyklisch regenerierende Ewigkeit vor, die in Wirklichkeit einem historischen Moment entspricht und die noch an Schönheit dadurch gewinnt, dass wir ihre Vergänglichkeit erleben. Durch die vorhandene Landschaft hindurch erkennen wir an Spuren den vorangegangenen Bewirtschaftungszustand, und wir empfinden dadurch unsere Geschichtlichkeit, unsere Position als Leopard gegenüber den Jüngeren."
Lucius Burckhardt, Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft
Die Ästhetik des Leoparden sagt: Ich bin der letzte, der das alles noch erlebt hat, der erlebt hat, wie die Welt eigentlich sein müsste. Jeder von uns fühlt sich als Leopard, jeder liebt es zu sagen: Meine Mutter hat eben noch alle Gemüse, die wir aßen, selber gepflanzt und gezogen und jetzt laufen alle zum Supermarkt und kommen mit einem Pfund Tomaten und zwei Pfund Kartoffeln nach Hause. (…)
Die Kulturlandschaft also spiegelt uns eine sich zyklisch regenerierende Ewigkeit vor, die in Wirklichkeit einem historischen Moment entspricht und die noch an Schönheit dadurch gewinnt, dass wir ihre Vergänglichkeit erleben. Durch die vorhandene Landschaft hindurch erkennen wir an Spuren den vorangegangenen Bewirtschaftungszustand, und wir empfinden dadurch unsere Geschichtlichkeit, unsere Position als Leopard gegenüber den Jüngeren."
Lucius Burckhardt, Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft
Sedmak - 25. Jan, 17:42