Die Rinne

Knapp unterhalb des Gipfelplateaus, nach vielleicht hundert Metern nördlich zurück auf dem Weg, beginnt die große Rinne, die kontinuierlich steil und mit mehreren Felsstufen versetzt fast bis zum Bergfuß hinunterführt und mehrfach die Kehren des im weiten Zickzack angelegten Normalweges streift. Die beste Zeit zum Begehen der Rinne ist die vom Hochwinter an, wenn der Schnee hüfthoch liegt. Der Kofferhändler aus dem Kreis der Dauergeher begeht sie ab und an, doch meistens ist die Rinne jungfräulich und unverspurt, von den Wildwechseln abgesehen.
Wer sich ein Herz fasst und oben einsteigt, durchrauscht im Graubereich zwischen Steigen und Rutschen in zehn, fünfzehn glücklichen Minuten fast vierhundert Höhenmeter und kann sich fühlen wie damals, als Kind.

Florian Sedmak

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