Donnerstag, 30. November 2006

Mörder

Meine Frau kannte den Mörder schon als sie noch klein war und er auch. Er war Scheiße schon als Kind. Ich lernte ihn kennen als den weinerlich-aggressiven Methadonprogrammsjunkie mit Handtätowierungen und rattenhaften Zügen, den du durch die kleine Stadt taumeln sehen konnest oder auf Bänken sitzen mit seinesgleichen.
Vor der Apotheke, in der sich seine Ration abzuholen pflegte, umarmte er seine klapprige Freundin, die unter Tränen sagte, wenn Du Dich doch ändern würdest, wenn Du Dich doch nur ändern würdest, aber Du änderst Dich ja nicht. Und da lächelte er mit schlecht kaschierter Freude, dass er sie wieder einmal herumgekriegt hatte, als er ihr einen betrunkenen Kuss aufschmeichelte.
Dieser Freundin verpasste er zwei, drei Messerstiche in Lunge und Kinn, die sie selbst zu verarzten versuchte und sie deckte ihn noch, als sie zur Notoperation ins Krankenhaus eingeliefert wurde, ein Unbekannter habe sie im Park ange- und überfallen.
Er aber fuhr mit dem Taxi nach Linz an der Tramway, wo er seine Zweitfreundin mit hundert Messerstichen tötete und dann gab er zu Protokoll, sie seien ihm so auf die Nerven gegangen, die beiden.

Mittwoch, 29. November 2006

Orientierung am subtilsten Ausdruck

Die erstaunliche Hasena http://www.diehasena.ch, das von Peter Trachsel im Prättigau im schweizerischen Graubünden betriebene Institut für den fließenden Kunstverkehr, hat sich vor einigen Wochen mit dem Begründer der Spaziergangswissenschaft, Lucius Burckhardt (1925 - 2003) auseinandergesetzt.

Burckhardt war Ökonom, Soziologe, Kunsthistoriker und Planungstheoretiker.
Spaziergangswissenschaft, das ist eine Wissenschaft der Wahrnehmung der Welt.

Lucius Burckhardt: "Wo Vorhandenes, an dem man sich orientieren konnte, verändert wird, da müsste reiche Orientierung geboten werden. Solche aber entsteht nicht durch den wahllosen Einsatz von Bedeutungsträgern, ebenso wenig wie Sprache durch Lautstärke hergestellt werden kann.
Vielmehr müssen Mittel der Ausdrucksschöpfung subtil in den vorhandenen Kontext eingebracht werden und diesen verdeutlichen. Dass dabei der jeweils kleinste Eingriff gewählt wird, gibt die Garantie dafür, dass auch das schon Vorhandene in seiner Bedeutung verstanden und aufgenommen wird."

Und noch ein schöner Gedanke zur Nutzung von Freiräumen: "In einem Dorf, das schöner werden will, genügt es eben nicht, zwei Bänke auf den Dorfplatz zu stellen und mit Begonien zu umpflanzen; solange das Zeigen von Müßiggang im sozialen Kontext eines Dorfes mit Sanktionen belegt wird, werden sich auf diesen Bänken höchstens Betrunkene aufhalten."

Dienstag, 28. November 2006

Kilian und die heiligen Tiere

In der Nacht vom 28. auf den 29. Juli 2004 träumte ich, in den Bergen – zumindest am Fuße von Bergen – zu sein. Ich steige einen Hohlweg hinauf. Dort gewahre ich einen mächtigen Hirsch mit großem Geweih und eine große Hirschkuh an seiner Seite.
Aus respekt und um sie ihres Weges gehen zu lassen, weiche ich zur Seite aus und stehe über dem Hohlweg. Auf einem Gerüst aus Ästen liegt mein Sohn Kilian in einem Grasbett. Der Hirsch nähert sich, und im nächsten Moment ist er fort, hinterlässt aber sein Geweih ganz offensichtlich als Gabe.
Von hinten nähert sich ganz ruhig und gelassen ein Wolf. Instinktiv weiß ich, dass er als Botschafter hier ist, greife aber dennoch zum Taschenmesser.
Der Wolf schreitet langsam unter dem Gerüst durch und verschwindet im Wald. Als ich den Weg hinunterschaue, eilt ein Igel über die schottedurchsetzte Böschung.

Montag, 27. November 2006

Hellsichtige Hunde

Schauts doch auf die Ampel, rief der kleine Herr mit Hut seinen im Schotterstreifen neben dem Gehsteigrand scharrenden und schnürenden, ebenfalls kleinen Hunden, zu und erklärte mir, seine Hunde würden sich in der Stadt nicht nach seinen Kommandos richten, sondern nach der Fußgängerampel. Bei rot seien sie nicht weiterzubewegen, bei grün aber stürmten sie los. Einmal habe er sich beim Warten an der Ampel in seinen Gedanken verloren und sei abrupt von den Tieren zurück ins jetzt gerissen worden, als die Ampel auf grün schaltete.

Samstag, 25. November 2006

Es muss was geben

Es gibt so Häuser,
wo ich nicht wohnen kann.
Es gibt so Bücher,
die ich nicht lesen kann.
Es gibt so Sachen,
die kann ich nicht machen.

Ex Machina, „Es muss was geben“

Freitag, 24. November 2006

Nebraska

Auf die Frage, warum er auf seiner Fahrt mit einer anonym bleibenden Clyde so viele Menschen wahllos getöte habe, erklärt der Ich-Erzähler in "Nebraska" von Bruce Springsteen dem Richter, er könne auch nur mutmaßen, aber es so wohl sei, dass es Bösartigkeit in der Welt gebe – "there is just some meanness in this world."

Donnerstag, 23. November 2006

Die Fliegen, wie die Fliegen

Novemberföhn. Die Fliegen kommen herein, um zu sterben.
Die Wespen sind bereits tot und liegen leblos auf Laminat.

Florian Sedmak

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